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Maximilian Speck
von Sternburg, 1832
Friedrich von Amerling
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Kindheit und Jugend
Im Gasthaus Zum Schifflein in Gröba bei Riesa an der Elbe erblickte der spätere Freiherr Maximilian Speck von Sternburg in bescheidenen Verhältnissen das Licht der Welt. Noch mit 14 Jahren des Lesens und Schreibens unkundig, erhielt der aufgeweckte Knabe seine erste Ausbildung durch Pfarrer Friedrich Gottlob Stephanie in Beucha bei Leipzig. Durch den später in Lützschena ansässigen Pfarrer Reichel ist der erfolgreiche Werdegang Maximilian Specks überliefert. Die wissenschaftliche Bildung und tüchtige Vorbereitung verhalfen dem jungen Mann mit 20 Jahren zur Stelle eines Korrespondenten für Französisch und Englisch in der Bayerischen Wollhandlung zu Leipzig. Unermüdliche Tätigkeit, Umsicht und Geschicklichkeit erwarben ihm das Vertrauen des Inhabers in dem Grade, daß ihn dieser nach einigen Jahren zum Teilhaber des namhaften Handelshauses erhob. In dieser Stellung gründete Speck auch Zweigstellen des Hauses.
Landwirt und Unternehmer
Der Unternehmergeist Specks vermochte auch während der Napoleonischen Kriege den Weg zum wirtschaftlichen Erfolg zu finden. Vom Großkaufmann entwickelt er sich zu einem Bahnbrecher rationeller Landwirtschaft und Viehzucht, gründete Musterwirtschaften mit ausgesuchten Rassetieren, widersetzte sich durch die Fertigung sächsischer Elektoral-Wolle der Kontinentalsperre und wirkte mit Vorträgen und Schriften so nachhaltig auf die ökonomische Entwicklung in Mitteleuropa, daß ihn Zar Alexander I. 1825 nach Rußland einlud, um an der landwirtschaftlichen Erschließung seines Reiches mitzuarbeiten. In den Ritterstand erhoben, kehrte Maximilian Ritter von Speck nach Deutschland zurück, um wenige Jahre später von König Ludwig I. zur Förderung ökonomischer Verhältnisse nach Bayern berufen zu werden. Für seine Verdienste um die bayerische Landwirtschaft wurde Speck 1829 in den erblichen Freiherrenstand eines Königlich-Bayerischen Barons von Sternburg erhoben.
Freund und Förderer der Künste
Es ist erstaunlich, daß Maximilian Freiherr Speck von Sternburg trotz der Belastungen durch seine Geschäfte, seine künstlerischen und philosophischen Neigungen niemals aufgab, sondern zum Lebensinhalt werden ließ. Briefwechsel mit Goethe oder Ludwig I. belegen nicht nur sein Interesse für die Kunst, sondern sind gleichzeitig interessante Zeitzeugnisse. Auf seinen zahlreichen Reisen durch Europa besuchte Maximilian Speck die bedeutendsten Kunstsammlungen des Kontinents und sammelte selbst im Stile fürstlicher Repräsentation. Er erwarb Gemälde deutscher, niederländischer, italienischer, französischer und spanischer Meister aus berühmten Sammlungen in Wien, Rom oder Brüssel. Seit 1822 präsentierte er die Sammlung auf seinem Landgut Lützschena bei Leipzig in einer vielbesuchten Galerie. Gästebücher nennen nicht nur die Namen Leipziger Kaufleute und Verleger, wie Teubner, Schletter, Volkmann, Weithas oder Boerner, sondern auch die des Direktors der Stadtbibliothek Robert Naumann, des Archäologen Gustav Seyffarth, der Maler Ludwig Richter oder Gustav Adolph Hennig sowie der Komponisten Albert Lortzing und Robert Schumann.
Der zu Ruhm und Ehren aufgestiegene Leipziger Unternehmer Maximilian Speck unterscheidet sich als Sammler vom bourgeoisen Kunstgeschmack zahlreicher Zeitgenossen, welche neben der Gegenwartskunst vorwiegend die holländische bürgerliche Malerei des 17. Jahrhunderts bevorzugten. Als Mitbegründer des Leipziger Kunstvereins bedachte er das Städtische Museum, damals noch in der Bürgerschule auf der Moritzbastei, nicht nur mit großzügigen Stiftungen, sondern verfügte in seinem Testament die Übernahme seines Kunstbesitzes durch die Stadt Leipzig, falls eines Tages keine männlichen Erben mehr vorhanden sein sollten. Diese Verfügung wurde allerdings durch die Aufhebung der Majoratserbfolge in der Weimarer Republik hinfällig. Jedoch hielt die Familie bis zum Ende des Krieges 1945 die Kunstsammlung im Schloß Lützschena bei Leipzig zusammen. Durch die heute bestehende Stiftung wurde im Grunde genommen der Wunsch des Gründers erfüllt und respektiert.
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